Franz Kafka –
Ein Landarzt in der Alchimistengasse

Schwerer Rauch erfüllte die Luft des Laboratoriums. Kaum drei Fuß weit konnte Caetano noch sehen. Schwefelartige Säuren und giftige Wässer brodelten in Keramikkolben. Er selbst stand am Schmelzofen, vom Qualm geschwärzt und vom Ruß beschmiert. Die alchimistische Transmutation war im vollen Gange. Eine Verschmelzung hin zu Kostbarem. Es konnten jedoch Jahre, wenn nicht gar Ewigkeiten vergehen, ehe das Gold zutage kam, das er Rudolf II. versprochen hatte… 

So viel Zeit hatte Franz Kafka nicht eingeplant, als er sich im Winter in der Alchimistengasse, knapp unterhalb der Prager Burg Hradschin, ein Schreibquartier einrichtete. Seine sich dort aufs Papier ergießende Vermischung aller Formen, die Schaffung von Parabeln, Märchen und Metaphern deutete auf einen wohltemperierten Schmelztiegel und reichgefüllten Fantasiespeicher hin. Sagenhaftes entstand. 

Der dann folgende Ausbruch der Tuberkulose durchkreuzte Kafkas Pläne und in Przemek Schrecks Geschichten erleben wir den Autor plötzlich ungewohnt entschlossen, zumal die Krankheit vorerst Frieden brachte an einigen Fronten.

Kafkas Briefe vom Lande, wohin er sich vorerst zurückzog, gehören zweifelsohne zu den unterhaltsamsten, und seine sorgfältigen Notizen von dort sind mit Finessen gespickt und mit Geheimnissen verwoben. 

Quellen und Zitate aus: 

- der sagenhaften Kafka Biografie von Reiner Stach „Kafka: die Jahre der Erkenntnis“, erschienen im S. Fischer Verlag.

- der Kritischen Ausgabe der Tagebücher und Briefe, erschienen im S. Fischer Verlag.

- „Kafkas Welt: eine Lebenschronik in Bildern“ von Hartmut Binder, erschienen im Rowohlt Verlag.

ZUM REPERTOIRE
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